Polen, Norwegen und Schweden – starke Marktperformer der europäischen
Bauproduktion
Die Erholung der europäischen Wirtschaft hat das Wachstum der Bauproduktion angekurbelt. So steigerte sich die Bauproduktion 2016 um 2,5 %, um 0,5 %-Punkte mehr, als noch vor einem halben Jahr prognostiziert worden war.
Es wird erwartet, dass das Volumen der Bauproduktion in diesem Jahr um 2,9 % und 2018 um 2,4 % wachsen wird, sodass beide Werte über den noch in Barcelona benannten Hochrechnungen liegen (+2,1 % in 2017 und +2,2 % in 2018). Durch den gegenüber den Erwartungen von vor sechs Monaten stärkeren Aufschwung, eine sehr deutliche Verbesserung des Verbrauchervertrauens und die weiterhin lockere Geldpolitik entwickelt sich die Baunachfrage besser als gedacht und führt zu einer Steigerung der Bauproduktion um 8 % über den Zeitraum 2016-2018, im Gegensatz zu den Prognosen von Barcelona, die bei 6,5 % lagen. Danach erwartet man eine Abschwächung der Produktionsleistung für 2019 (+2 %), was geringfügig unter der in Barcelona genannten Zahl liegt (+2,1 %).
Ergebnisse der Hauptsegmente
Der Wohnungsbau ist 2016 um 5 % gestiegen. In den kommenden Jahren wird dieses Wachstum jedoch immer schwächer werden, so erwartet man für 2017 eine Steigerung um 3,7 %, für 2018 2,3 % und für 2019 lediglich noch 1,7 %. Die Produktionsleistung in diesem Sektor wird insbesondere durch die demografischen Trends, eine Erhöhung der Haushaltseinkommen und geringe Hypothekenzinssätze angekurbelt. Die Neubauten im Bereich des Wohnungsbaus sind 2016 um 8,8 % gestiegen, und auch für dieses Jahr erwartet man ein sehr starkes Wachstum (+6,8 %). Eine deutliche Abschwächung wird sich hier in den Jahren 2018 und 2019 einstellen. Die Renovierungen und Instandhaltungen im Bereich des Wohnungsbaus steigen stabil um ca. 1,5 % jährlich. So wird dieser Bereich der erste Sektor sein, in dem die Produktionsleistung das Vorkrisenniveau erreichen und übertreffen wird, womit man bereits im Laufe dieses Jahres rechnet.
Der Nichtwohnungsbau wird in den kommenden Jahren mäßig ansteigen, erwartet werden 2,3 % für 2017, 1,8 % für 2018 und 1,2 % für 2019. Die Konjunkturerholung im Bereich des Neubaus hat hier erst im letzten Jahr begonnen, später als in den anderen Sektoren. Nach einer anfänglichen Steigerung um 2,5 % in 2016 und um 2,8 % in 2017 wird die Dynamik des Wachstums deutlich nachlassen (1,9 % in 2018 und 1,0 % in 2019). In Anbetracht des Ausmaßes der Verluste während der Krise sind diese Wachstumsraten sehr bescheiden. Trotz der positiven Impulse vom Ansteigen der Konsumnachfrage und relativ hoher Unternehmensgewinne wird das Wachstum auf diesem Sektor in vielen Ländern durch die Bedingungen für externe Finanzierung und die finanzielle Lage der öffentlichen Hand gehemmt. Die Teilsektoren, für die die staatliche Finanzierung eine große Rolle spielt – der Bau von Schulen und sonstigen Gebäuden – hinken mit durchschnittlichen Wachstumsraten von 1 % bzw. 1,4 % im Zeitraum 2017-2019 den anderen Sektoren hinterher. Interessanterweise werden die höchsten Wachstumsraten in den kommenden Jahren (im Durchschnitt 3% jährlich) ebenfalls in einem Sektor erzielt werden, der stark von der öffentlichen Beteiligung abhängig ist – der Errichtung von Gebäuden im Gesundheitswesen. Die Teilsektoren im Bereich der Neubauten, bei denen die Finanzierung hauptsächlich durch Private geleistet wird, werden sich in den kommenden Jahren um bemerkenswert ähnliche Raten von durchschnittlich 2% jährlich steigern. Renovierungen und Instandhaltungen wachsen um ca. 1,5 % jährlich.
Überblick nach Ländern
Die Spitzenposition in der Bauproduktion im Zeitraum 2017-2019 nimmt Ungarn ein, das ein Wachstum von jährlich durchschnittlich 14,9 % verzeichnen kann. In Irland folgt eine Steigerung um durchschnittlich 7,7 % in den kommenden drei Jahren auf ein sogar noch höheres Wachstum um mehr als 10 % jährlich im Zeitraum 2014-2016. Darüber hinaus wird die Bautätigkeit in den Jahren 2017-2019 auch in Polen (durchschnittlich 5,5 %), der Tschechischen Republik (4,3 %) und Portugal (4,1 %) deutlich ansteigen. Das starke Wachstum in den CEE-Ländern folgt auf einen erheblichen Rückgang im Jahr 2016 und wird durch die neue Planungsperiode der EU-Strukturfondsprogramme in Verbindung mit einer starken Nachfrage nach Wohnraum und, in Ungarn, neuen Regierungsmaßnahmen zur Stimulierung des Wohnungsneubaus vorangetrieben. Irland und Portugal erholen sich gerade von einem sehr starken Einbruch in der Bauproduktion.
Trotz des starken Wachstums wird daher die Bauproduktion in Irland 2019 immer noch 60 % und in Portugal 40 % unter dem Niveau vor der Krise liegen.
Diese Zahlen verdeutlichen, dass in der Zeit nach der Finanzkrise die Wachstumsraten alleine nicht unbedingt einen wahrheitsgemäßen Eindruck von der Befindlichkeit eines einzelnen Bausektors vermitteln. Diese kann besser beurteilt werden, indem man die aktuelle Produktionsleistung mit dem historischen Niveau und den Wachstumsprognosen für die Zukunft vergleicht. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, lassen sich drei starke Marktperformer ausmachen: Polen, Norwegen und Schweden. Die Bauproduktion in diesen Ländern lag 2016 ca. 20 % über dem Niveau vor der Krise und wird auch in den kommenden Jahren weiter stark ansteigen (durchschnittlich 5,5 % in Polen, 3,9 % in Norwegen und 3,5 % in Schweden). Die anderen Länder mit Produktionsleistungen über oder nahe dem Niveau vor der Krise zeigen ein durchschnittliches Wachstum von maximal 2 %, während alle Länder, die hier noch aufholen müssen, sich um mehr als 2 % jährlich steigern, wobei jedoch keines dieser Länder das Vorkrisenniveau in den kommenden drei Jahren erreichen wird.
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