Schlüsselübergabe für die ersten energieautarken Wohnhäuser
Dass sich mit neuen Technologien Wohlstand und Lebensqualität steigern und zugleich Umwelt und Ressourcen schützen lassen, betonte der anerkannte Klimaforscher Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker am 11. Oktober in Freiberg. Er begleitete dort die feierliche Schlüsselübergabe für zwei energieautarke Wohnhäuser. Der Wissenschaftler würdigte den besonderen Stellenwert des Projektes: die intelligente Eigenversorgung mit Wärme und Strom aus Sonnenlicht. Am 11. Oktober begann auch die zweijährige wissenschaftliche Begleitung durch die TU Bergakademie Freiberg (BAF).
Gebrannter Ton: perfekt für Wand und Dach
Verantwortlich für dieses beispielhafte Vorhaben zeichnet der Solarexperte Prof. Timo Leukefeld, der mit seiner Familie eines der beiden Häuser beziehen wird. Sein energetisches Konzept setzt auf Eigenversorgung mit Wärme und Strom aus Sonnenlicht sowie niedrigen Verbrauch dank hochwärmedämmender Gebäudehülle. Für die Außenwand der Freiberger Häuser kam deshalb vom Kooperationspartner Wienerberger ein Mauerziegel zum Einsatz, der mit dem Dämmstoff Perlit verfüllt ist. Durch abgestimmte Ergänzungsprodukte entstand so eine nahezu wärmebrückenfreie und wirtschaftliche Wandkonstruktion. Wienerberger lieferte auch die Dacheindeckung. Die komplette Gebäudehülle – vom Keller bis zum Dach – lässt kaum Wärmeverluste zu und zeichnet sich auch durch Nachhaltigkeit aus.
Die Gebäude sollen ihren Bedarf an Heizung und Warmwasser ganzjährig über eine thermische Solaranlage decken. Die Sonnenwärme wird in einem Langzeit-Solarspeicher, der mit 9 300 Litern Wasser gefüllt ist, über Monate gespeichert. 65 % des Jahreswärmebedarfs werden so gedeckt. Der Primärenergiebedarf liegt mit 7 kWh/m²/Jahr um 90 % unter den Anforderungen der EnEV 2014 für Neubau und 80 % unter dem Bedarf eines typischen Passivhauses. Für den restlichen Wärmebedarf braucht es nur ein paar Festmeter Holz. Zusätzlich zu den Kollektoren ist eine 58 m2 große Photovoltaik-Anlage installiert. Das Besondere: Der überschüssig erzeugte Solarstrom wird in einem Elektroenergiespeicher (Akku) zwischengespeichert. Die Energie wird für das Betreiben aller Haushaltsgeräte genutzt, speist die Beleuchtung und kann flexibel beispielsweise zum Aufladen eines Elektroautos genutzt werden.
Auf Solarwärme setzen
Der Weg zur intelligenten Eigenversorgung führt nicht allein über Photovoltaik, sondern auch über Solarthermie – das ist die Überzeugung von Leukefeld. Den wissenschaftlichen Praxisbeweis dafür startet er mit der TU Bergakademie Freiberg. Das zweijährige Monitoring soll das Nutzerverhalten erfassen, zur Optimierung des Energieverbrauchs beitragen und weitere Verbesserungen des Technikkonzepts voranbringen. Prof. Dr. Ulrich Groß von der BAF beeindruckte die zahlreichen Gäste der Hauseinweihung mit Zahlen des umfangreichen Monitoringprogrammes: Bis zu 400 Messgeräte sind in beiden Häusern installiert, davon allein 100 Temperaturfühler und 50 Stromzähler.
Die verschärfte EU-Richtlinie zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden schreibt vor, dass bis 2021 alle Neubauten nahezu auf dem Niveau von Null-Energie-Häusern errichtet werden müssen. Neubauten der öffentlichen Hand sollen diese Anforderungen sogar zwei Jahre früher erfüllen. „Die energieautarken Einfamilienhäuser in Freiberg werden wichtige Impulse für diese Entwicklung vermitteln und einen möglichen Weg weisen. Wienerberger ist mit einer ganzen Reihe von wirtschaftlichen und energieeffizienten Baustofflösungen aus gebranntem Ton dabei, die ihre Zukunftsfähigkeit unter Beweis stellen“, betonte Ralf Schwung, Geschäftsführer bei Wienerberger.