Die besten Einfamilienhäuser 2013

Häuser des Jahres

Das Einfamilienhaus – eine wunderbares Experiment
 
Es ging wirklich mit rechten Dingen zu. Aber es war unvermeidlich, dass auch dieses Jahr Architekten aus der Schweiz mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurden. Mehr noch: dass die Eidgenossen auch auf die Folgeplätze drängten. Vielleicht liegt es an der schwierigen Topografie der Alpen, die dort die Baukultur freistehender Wohnhäuser zu einem genuinen Thema hat werden lassen. Freilich scheint auch die Bauherrschaft ihren Architekten mit wenig Vorbehalt zu begegnen, beispielsweise schreckt es sie nicht mit Sichtbeton zu bauen. Und ihre wirtschaftliche Lage lässt keine Versuchung entstehen, am falschen Ende zu sparen. Zweischalige Außenwände gelten in der Schweiz nicht als exotisch.
 
Trotzdem ist die Dokumentation der 50 besten Einfamilienhäuser keine Festveranstaltung über Schweizer Wohnhäuser. Und auch nicht als propädeutisches Missionstraktat zu verstehen, um Bauwilligen den Weg zur unbestechlichen Architektenästhetik zu weisen. Vielmehr hat die Jury wieder die unvergleichbaren Voraussetzungen für die eingereichten 220 Arbeiten respektiert und eine breite Übersicht bemerkenswerter Häuser ausgesucht: sehr kleine, sehr große, auf jeden Fall sehr gute, alles Einzelanfertigungen in der Landschaft, am Stadtrand, in der Baulücke, auch Umbauten, Anbauten, Wiederherstellungen, für das Wohnen allein, mit der Familie oder in der Gemeinschaft, Häuser aus Beton, Ziegel, Naturstein und Holz.

 
Eben die 50 besten Beispiele aus der Konkurrenz „Häuser des Jahres – Die besten Einfamilienhäuser“. Dass man sie heute nicht mehr so ungeniert bauen kann wie in den fünfziger Jahren, muss man stillschweigend mitdenken. Hubertus Adam hat in seinem Vorwort zur Buchausgabe auf die Konditionen und vielfältigen Obstakel dieser Bautypologie hingewiesen. Aber es hilft nichts, wenn wir dieser Baugattung, deren Bezeichnung schon anachronistisch anmutet, weil der traditionelle Familienstatus keine Voraussetzung für die Bauplanung ist, mit säuerlichen Ressentiments begegnen. Weder ist das Einzelstück schuld an unansehnlich wuchernden Ortsranderweiterungen, noch ist das Leben in der Stadt von vornherein günstiger, qualitätvoller oder gar nachhaltiger. Es gibt ernstere ethische Maßstäbe, als ob jemand seine freistehenden Vier Wände ungünstig beheizt. „Anstatt die Wohnform Einfamilienhaus grundlegend zu verteufeln, wäre es sinnvoller, über Potenziale der Optimierung nachzudenken. Das könnte eine stärkere Verdichtung bedeuten, etwa durch Experimente im Bereich des verdichteten Einfamilienhausbaus, aber auch die Reduzierung der Wohnfläche durch intelligente Grundrisslösungen“, schreibt Adam. Vor allem setzt er auf das Experiment mit dieser Wohnform.
 
Diese Buch Häuser des Jahres 2013 rekurriert auf die Geschichte der Baugattung, sie versammelt „mal spielerische, fast ironische Paraphrasen auf die Tradition des Villenbaus, mal beinahe klassisch zu nennende Lösungen für das Zuhause-Sein, eine anthropologische Grundkonstante. Ohne Zweifel handelt es sich bei vielen Projekten um exklusive Bauten, bei denen die Minimierung der Baukosten nicht das prioritäre Ziel gewesen ist. Wird das Geld aber investiert, um architektonische Experimente zu ermöglichen, so ist es zweifellos gut eingesetzt. Gäbe es sonst eine Villa Tugendhat oder eine Villa Savoye?“, endet das Plädoyer des Autors.
 
Tatsächlich halten wir nicht nur zwei Villen aus der Baugeschichte in Erinnerung.  Mittlerweile gibt es viele. Die Buchreihe „Häuser des Jahres“ nimmt sie alle auf. Eine Chronik über das Experiment des individuellen Zuhauseseins. (Wolfgang Bachmann)

 
 
Fakten zum Wettbewerb:
 
Zum dritten Mal lobte der Callwey Verlag in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Architektur Museum den Wettbewerb „Häuser des Jahres – die besten Einfamilienhäuser“ aus. Die überzeugend besetzte Jury erkor im Februar 2013 aus 220 Einreichungen 50 Projekte und benannte aus diesen einen Preisträger, fünf Auszeichnungen sowie drei  Anerkennungen. Dabei wurde Wert auf Nachhaltigkeit, innovativen Einsatz von Materialien, kreativen Umgang mit der baulichen Situation und auf konsequente Ausführung gelegt. Das Buch zum Wettbewerb präsentiert diese 50 besten Häuser– mit zahlreichen Fotos, Lage- und Architektenplänen und aussagekräftigen Projektbeschreibungen aus der Feder von Wolfgang Bachmann, Herausgeber des Architektur-Magazins Baumeister. Und Hubertus Adam, Direktor des Schweizer Architekturmuseums und Jury-Mitglied, steuert „Einfamilienhäuser – ein ambivalentes Problem“ als Einleitung bei.
 
Den mit 10.000 Euro dotierten ersten Preis gewann das Schweizer Architektenteam HHF Architekten aus Basel mit seinem Haus über der Landschaft in Nuglar. Das Besondere dabei ist die radikale Zonierung des von außen zunächst simpel wirkenden, zweigeschossigen Giebeldachhauses in oberen Schlafbereich, mittleren Wohnbereich und den im Keller liegenden „Funktions“-Bereich.
 
Auszeichnungen erhielten:
Wespi de Meuron Romeo Architekten, Caviano, für das Haus über dem See in Ranzo;
Buchner Bründler Architekten, Basel, für das Haus in Gelterkinden;
Nikolaus Bienefeld Architekt, Swisttal, für ein Dorfhaus in Kirchheim;
Jan Rösler Architekten, Berlin, für einen Scheunenumbau in Druxberge;
Pascal Flammer, Zürich, für ein Haus auf einer Jura-Wiese.
 
Anerkennungen gingen an:
Buchner Bründler Architekten, Basel, für das Haus in Reinach;
Kurt Hauenstein, atelier-f ag, Fläsch, für eine Neue Wohnung in altem Weingut in Fläsch;
Meck Architekten, München, für die „Heustadlsuite“ in Bruck an der Großglockner-Straße.
 

Weitere Infos unter http://haeuser-des-jahres.com . Partner des Wettbewerbs sind das Deutsche Architekturmuseum, das InformationsZentrum Beton, der Baumeister, die Welt am Sonntag sowie der Callwey Verlag.
 

Hubertus Adam / Wolfgang Bachmann
Häuser des Jahres
Die besten Einfamilienhäuser 2013
2013. 272 Seiten, 631 farbige Abbildungen und Pläne
23 x 29,7 cm, gebunden mit Schutzumschlag
€ [D] 59,95; € [A] 61,70; sFr. 79,00
ISBN 978-3-7667-2037-5

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