Stabilitätsanker in Deutschland und Europa
Liebe Leserinnen und Leser,
im zweiten Jahr der Corona-Pandemie haben wir uns als Ziegelindustrie einmal mehr als Stabilitätsanker in Deutschland und Europa erwiesen. Angesicht von Lieferengpässen am Bau und teilweise erheblichen Preisschwankungen macht es mich stolz zu sagen, dass wir auch in 2021 lieferfähig und bezahlbar blieben. Dies zeigt auch ein Blick auf die aktuelle Konjunkturentwicklung in Deutschland: Im Bereich Mauerziegel konnte in den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres ein Umsatzplus von 3,2 Prozent erzielt werden. Der Dachziegelmarkt setzte seine andauernde Erholung mit einem kräftigen Plus in Höhe von 6,8 Prozent fort.
Leider können wir uns auf diesen Zahlen nicht ausruhen. Ganz im Gegenteil, die explodierenden Energiekosten bergen die Gefahr von erheblichen Verwerfungen der industriellen Landschaft. Die Bestrebungen von EU-Kommission und Bundesregierung, so schnell wie möglich klimaneutral werden zu wollen, erfordern erhebliche Investitionen der Branche. Ja, wir sind bereit, diesen Weg zu gehen, aber wir brauchen – gerade mit Blick auf die rekordverdächtigen Strom- und Gaspreise – Planungssicherheit und politischen Rückenwind.
Umso wichtiger ist daher der konsequente Ausbau der Verbandsarbeit – sowohl mit unserem europäischen Ziegelverband TBE in Brüssel als auch mit dem Bundesverband in Berlin. 2021 war hier ein sehr herausforderndes Jahr. Allein die Vorschläge für das FitFor55-Programm der EU-Kommission oder der europäischen Energiebeihilfeleitlinien gefährden die Wettbewerbsfähigkeit unserer Branche. Es wird immer deutlicher, dass mittlerweile die europäische Ebene, die uns alle gleichermaßen betrifft, die industrie- und energiepolitischen Entscheidungen dominiert. Wir müssen jetzt dranbleiben, damit wir in dieser Transformationszeit, in der durchaus radikale Stimmen am Diskurs mitwirken, nicht zwischen die Räder geraten. Europäische und nationale Roadmaps zur Dekarbonisierung bilden dazu ebenso ein gutes Fundament, wie unsere politische Sichtbarkeit in Brüssel und in den Mitgliedsländern. Ziegel haben ihre individuellen Stärken, das gilt gleichermaßen für das Dach als auch für die monolithische und die zweischalige Wand. Dementsprechend möchte ich die Branche und Sie, liebe Leserinnen und Leser, bitten, dass wir weiter gemeinsam daran arbeiten, die Ziegelindustrie fit für die Zukunft zu machen.
2022 wird für die Ziegelindustrie in doppelter Hinsicht ein besonderes Jahr. Neben dem 100-jährigen Jubiläum der ersten Ziegelnorm freuen wir uns schon sehr darauf, unsere europäischen Partner zum TBE-Kongress im Juni 2022 in Berlin begrüßen zu dürfen. Beim dritten Anlauf in Corona-Zeiten kriegen wir das hoffentlich hin.
Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre und ein erfolgreiches Ziegeljahr 2022!
Ihr Stefan Jungk
Präsident des Bundesverbands der Deutschen Ziegelindustrie