07.11.2011 News: VDMA Bau- und Baustoffmaschinen: Ganzheitlicher Ansatz hilft bei Treibhausgasreduzierung
Fokus auf Kraftstoffverbrauch des Motors führt nicht zum bestmöglichen Ergebnis
„Eine spezifische europäische Gesetzgebung für mobile Maschinen zum Thema CO2 –Reduzierung gibt es nicht. Trotzdem könnten sich die Ergebnisse der europäischen Baumaschinenindustrie sehen lassen. Es geht nämlich um Kraftstoffverbrauch, und hier profitiert jeder Kunde von einer Verbesserung“, sagte Johann Sailer, zukünftiger Präsident des europäischen Baumaschinenverbandes CECE auf der Mitgliederversammlung des VDMA-Fachverbandes Bau- und Baustoffmaschinen am Donnerstag in Bremen.
Sailer betonte, dass diese Verbesserungen aber nicht ausschließlich mit einem effizienteren Motor zu erreichen seien. Der Ansatz aus dem Automobilbereich, sich isoliert auf den Kraftstoffverbrauch des Motors zu fokussieren, führe nicht zum bestmöglichen Ergebnis. Die europäische Baumaschinenindustrie setze stattdessen auf einen ganzheitlichen Ansatz, mit dem Treibstoffbedarf (CO2) und Umweltbelastungen viel wirkungsvoller reduziert werden können. Davon versuche man nicht nur Entscheider in Brüssel zu überzeugen, sondern auch die Kunden. Der Ansatz basiere auf vier Säulen: der Verbesserung der Maschineneffizienz durch ein optimales Zusammenspiel von Motoren, Hydraulik, Reifen, Steuerungstechnik und anderen Komponenten, der Optimierung der Arbeitsprozesse, d.h. dem Einsatz der besten Technologie für die jeweilige spezielle Kundenanwendung, der Steigerung der Effizienz im Betrieb und dem Einsatz alternativer Antriebe.
Bau- und Baustoffmaschinen-Industrie ist „grüner“ als ihr Ruf
Sailer unterstrich, dass die Branche bereits viel grüner sei als ihr Ruf. Man müsse Entscheider davon überzeugen, dass die Technologie für eine saubere Umwelt bereits am Markt ist, denn vieles, was die Unternehmen in Punkto Effizienz entwickelten, sei ohnehin marktgetrieben, anderes allerdings auch politisch gewollt. Zu den politisch getriebenen Bereichen gehört die europäische Abgasgesetzgebung. Sie regelt die Bekämpfung der Emissionen von gasförmigen Schadstoffen und Luft verunreinigenden Partikeln aus Verbrennungsmotoren für mobile Maschinen und Geräte. Seit 1997 in Kraft wurden mit Wirkung vom 1. Januar 2011 mit der Abgasstufe IIIb die Anforderungen an die Abgasreinigung nochmals verschärft. Die Implementierung der vorerst letzten Abgasstufe IV erfolgt 2014. In Brüssel wird aber bereits über eine neue Abgasstufe V laut nachgedacht, denn gemäß der sogenannten „Air Quality Directive 1999/30/EC” sind Städte und Regionen in der EU aufgefordert, bestimmte Grenzwerte für saubere Luft einzuhalten. Ein Ergebnis sind u.a. die Umweltzonen in den Städten. Sie drängen darauf, die Regelungen zur Reduzierung von Feinstaub- und Stickoxid-Ausstoß nicht nur von Fahrzeugen, sondern auch von Maschinen noch weiter zu verschärfen.
Fakt ist aber, so Sailer, „dass neue mobile Maschinen, die die Anforderungen aus der Abgasstufe IIIb erfüllen, heute 97 Prozent weniger Partikel, 78 Prozent weniger Stickoxide und Feinstaub ausstoßen sowie 85 Prozent weniger Treibhausgase verursachen, als ihre Vorgängermodelle von vor 15 Jahren.“ Die Branche habe großes Verständnis für die Notwendigkeit, den Feinstaubausstoß weiter zu reduzieren, allerdings stehe der zusätzliche Nutzen einer weiteren Grenzwertverschärfung nicht mehr im rechten Verhältnis zum Aufwand. Viele Firmen hatten im Vorfeld der Stufe IIIB bis zu 80 Prozent ihrer Forschungs- und Entwicklungsbudgets nur diesem Thema gewidmet. Auch hier appelliere die Branche dafür, andere Ansätze zu nutzen. „Auf einer durchschnittlichen Baustelle entstehen 80 bis 90 Prozent der gesamten Feinstaubbelastung durch Betriebsprozesse und nicht durch die Maschinen selbst. Den Blick auf die Prozesse zu richten ist hier weitaus effektiver als die Grenzwert-Schrauben für Maschinen noch weiter anzuziehen“, sagte Sailer.
Allerdings ist Sailer auch davon überzeugt, dass der weitsichtige Kunde bereits heute in neueste Maschinen und Geräte investiert. „Mehr und mehr Kommunen werden über kurz oder lang umweltrelevante Zuschlagskriterien in ihre Ausschreibungen aufnehmen, nicht zuletzt um die EU-Feinstaubgrenzwerte dauerhaft einhalten zu können. Wer dann solche Maschinen besitzt, hat einen klaren Wettbewerbsvorteil“.
Über das CECE
Das CECE sitzt in Brüssel und ist das Sprachrohr der europäischen Baumaschinenindustrie. Es vertritt rund 1200 Unternehmen aus 13 Ländern mit einem Gesamtumsatz von mehr als 20 Milliarden Euro und rund 530.000 direkten und indirekten Beschäftigten. Das CECE setzt sich in Brüssel für ein faires Wettbewerbsumfeld für die Baumaschinenindustrie ein. Dabei geht es vor allem darum, die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Unternehmen langfristig zu sichern und zu erhöhen. Im CECE sind die nationalen europäischen Baumaschinenverbände mit ihren Mitgliedsunternehmen organisiert. Den Präsidenten des CECE stellen die nationalen Mitgliedsverbände im zweijährlichen Wechsel untereinander. Ab 1. Januar 2012 ist Deutschland am Ruder.
VDMA
Fachverband Bau- und Baustoffmaschinen