16.04.2010 News: Der deutsche Hochbau erholt sich nur langsam
Im vergangenen Jahr musste der deutsche Hochbau einen Umsatzrückgang von 2,0 Prozent hinnehmen. Obwohl sich die Lage allmählich bessert, gehen die Experten der Unternehmensberatung OC&C Strategy Consultants in der jährlich erscheinenden Hochbau-Prognose für das Jahr 2010 nur von einer Stabilisierung der Branche aus. Im Gegensatz zu anderen Instituten, die mit einer stärkeren Erholung rechnen, prognostiziert OC&C einen realen Marktrückgang von 0,1 Prozent. Der Grund hierfür sind die Nachwirkungen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise insbesondere auf den Nichtwohnungsbau. Der Wohnungsbau kann zunehmend von einer stabilen bis leicht steigenden Nachfrage und dem verstärkten Trend zu Themen wie Nachhaltigkeit und „Green Building“ profitieren.
Düsseldorf, 1. April 2010. OC&C Strategy Consultants, eine der führenden internationalen Strategieberatungen, geht nach dem Krisenjahr 2009 in der aktuellen Auflage ihrer jährlichen Hochbau-Prognose von einer allmählichen Stabilisierung der Branche aus. Die Berater rechnen für das Jahr 2010 mit einer Verminderung des Marktvolumens um lediglich 0,1 Prozent. Nach dem deutlichen Rückgang im vergangenen Jahr erwarten die Experten, dass die Branche die Auswirkungen der Rezession in diesem Jahr überwindet. Dabei folgt auf die Stabilisierung im Jahr 2010 zunächst eine Phase eher verhaltenen Wachstums in den Jahren 2011 und 2012. Während die Situation insbesondere im Wirtschaftsbau angespannt bleibt, erwarten die Berater mit Blick auf den öffentlichen Bau, dass stimulierende Effekte aus den Maßnahmen der Konjunkturpakete in diesem Jahr voll zum Tragen kommen. Das Renovierungssegment beschert vor allem dem Wohnungsbau moderates Wachstum.
„In Folge der globalen Wirtschaftskrise war auch der deutsche Hochbau rückläufig – wenngleich mit 2,0 Prozent Rückgang relativ verhalten. Ab diesem Jahr wird sich vor dem Hintergrund einer stabilen bis leicht steigenden gesamtwirtschaftlichen Entwicklung auch die Lage im Hochbau wieder verbessern“, erklärt Axel Schäfer, der für die Studie verantwortliche Partner bei OC&C, die Ergebnisse der Analyse. Dabei sind die Trends in den einzelnen Segmenten nicht immer einheitlich. Im Neubausegment erwartet OC&C bereits in diesem Jahr einen stabilen Wohnungsbau, während sich der Nichtwohnungsbau trotz des Einflusses der Konjunkturpakete erst ab 2011 wieder leicht erholen wird. Für das Renovierungssegment rechnen die Berater in allen Bereichen mit einem stabilen bis leicht wachsenden Markt.
Die mittelfristige Entwicklung des Gesamtmarktes sehen die Berater verhalten positiv. „Ab 2011 wird eine robustere gesamtwirtschaftliche Lage auch zu einer Belebung des Wirtschaftsbaus führen. Da wir – mit Ausnahme des öffentlichen Baus, für den die Effekte der Konjunkturpakete dann auslaufen – auch für die anderen Marktsegmente ein geringes Wachstum erwarten, prognostizieren wir für den Gesamtmarkt in den Jahren 2011 und 2012 eine leicht positive Entwicklung“, verdeutlicht Axel Schäfer.
Wohnungsbau: Nachhaltigkeit und “Green Building“ im Trend
Nachdem sowohl der private als auch der gewerbliche Wohnungsneubau über Jahre hinweg rückläufig waren, gehen die Berater von OC&C davon aus, dass in diesen Teilmärkten endlich die Talsohle erreicht ist. Sie erwarten für beide Marktsegmente bereits in diesem Jahr ein leichtes Wachstum, das sich auch in den Folgejahren fortsetzen sollte. Zudem macht das ansteigende Durchschnittsalter des Gebäudebestandes mehr Renovierungsleistungen notwendig. Als Folge steigt im Wohnungsbau seit Jahren die Bedeutung der Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen. Betrug der Anteil der Renovierungsleistungen im Jahr 2000 rund 58 Prozent des Gesamtwohnungsbaumarkts, so stieg dieser Wert bis 2009 auf nahezu 80 Prozent. Für die kommenden Jahre bleibt OC&C im Hinblick auf den Renovierungsmarkt optimistisch und geht für den Wohnungsbereich von einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von etwa 0,8 Prozent bis 2012 aus.
Nachhaltigkeit und “Green Building“ im Trend
Der Trend zu Nachhaltigkeit und „grünen“ Themen macht sich im Hochbau verstärkt bemerkbar. Bei privaten und gewerblichen Eigentümern besteht eine zunehmende Bereitschaft, energieeffiziente Renovierungsmaßnahmen durchzuführen. Wesentliche Treiber hierfür sind weiter steigende Energiekosten, ein verstärkter gesellschaftlicher Trend zu Nachhaltigkeit, ein höheres Umweltbewusstsein sowie attraktive staatliche Förderprogramme. Diese Entwicklung findet im Wohnungsbau ihren Ausdruck in Themen wie „Green Building“ und führt dazu, dass der Stellenwert nachhaltigen Bauens und Renovierens weiter zunehmen wird.
Hochbau Ost: Leicht schwächere Entwicklung
Die Berater von OC&C schätzen, dass sich die Bauwirtschaft in den alten Bundesländern (ohne Berlin) bis 2012 mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 0,4 Prozent besser entwickeln wird als in den neuen Bundesländern (Wachstum von 0,1 Prozent p.a.).
Da in den neuen Bundesländern der öffentliche Bau einen prozentual größeren Anteil am Nichtwohnungsbau ausmacht, führen auslaufende Konjunkturprogramme und nachlassende öffentliche Investitionen 2011 und 2012 zu einem leicht schrumpfenden Gesamtvolumen im Nichtwohnungsbau. Auch der Wohnungsbau in den neuen Bundesländern wird sich etwas schwächer entwickeln als der im Westen. Verursacht wird dies maßgeblich durch zwei Faktoren: der weiter anhaltenden Bevölkerungsmigration von Ost nach West sowie der Tatsache, dass der letzte Renovierungszyklus für die genutzten Gebäude im Durchschnitt noch nicht so lange zurückliegt wie im Westen und somit den Renovierungsbedarf mindert.
Unternehmen unter Druck – Strategien in der Krise
Das im vergangenen Jahr erneut rückläufige Marktvolumen ist laut OC&C nicht der einzige Faktor, der die Unternehmen der Bauindustrie vor Herausforderungen stellt. „Unternehmen müssen eine strukturell hohe Wettbewerbsintensität, steigende Anforderungen an Vertrieb und Marktbearbeitung sowie einen erheblichen Druck zur Steigerung der Leistungsfähigkeit von Prozessen und Produkten bewältigen“, so Axel Schäfer zu aktuellen Fragestellungen in der Branche. Insgesamt sieht OC&C die Unternehmen vor zwei zentralen Herausforderungen: Zum einen müssen sie im schwierigen Markt- und Wettbewerbsumfeld die Marktposition sichern und ausbauen, zum anderen müssen sie unternehmensintern die Rentabilität gewährleisten.
„Unternehmen sollten Optimierungsinitiativen individuell auf die jeweilige Situation zuschneiden, um diese erfolgreich abarbeiten und umsetzen zu können. Zudem müssen sie die richtigen Prioritäten setzen, um Organisation und vorhandene Ressourcen nicht zu überfordern. Deshalb bildet eine solide Analyse der Ausgangslage mit Blick auf Kundenanforderungen, Markt- und Wettbewerbssituation, eigene Kompetenzen sowie interne Stärken und Schwächen immer die Grundlage für Verbesserungsmaßnahmen“, empfiehlt Axel Schäfer.
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