Deutscher Hochbau: trübe Aussichten bis 2011
Noch im vergangenen Jahr ist der deutsche Hochbau um 2,6 % gewachsen. Für die kommenden Jahre jedoch sind die Aussichten deutlich trüber: Die Experten der Unternehmensberatung OC&C Strategy Consultants prognostizieren in der jährlich erscheinenden Hochbau-Prognose einen deutlichen Rückgang der Bauumsätze ab Mitte dieses Jahres. Der Grund dafür ist die globale Finanz- und Wirtschaftskrise. Für 2009 geht die Studie von einem Rückgang des Marktes um 1,8 % aus. Die Konjunkturpakete der Bundesregierung werden den Markt stützen, sind aber für eine nachhaltige Trendwende nicht ausreichend. Abhängig von der Entwicklung des gesamtwirtschaftlichen Umfelds erwarten die Berater eine Stabilisierung des Hochbaus frühestens im Laufe des Jahres 2010. Insbesondere der Nichtwohnungsbau ist von der Krise betroffen. Hinsichtlich des privaten Wohnungsbaus ist die Talsohle nach vielen Jahren starker Rückgänge dagegen weitgehend erreicht.
Neben zahlreichen Herausforderungen sehen die Berater aber auch durchaus Chancen für die Bauindustrie. „Ab der zweiten Hälfte dieses Jahres werden die verabschiedeten Konjunkturpakete der Bundesregierung mit direkten Investitionen in den Hoch- und Tiefbau sowie weiteren indirekten Maßnahmen den Abwärtstrend abmildern. Auch der Immobilienmarkt gewinnt durch steigende Mieten im Wohnungs- und Nichtwohnungsbereich an Attraktivität“, verdeutlicht Axel Schäfer, OC&C Strategy Consultants.
Die aktuelle Hochbau-Prognose hält insbesondere für den Nichtwohnungsbau sehr trübe Aussichten bereit. Der Sektor wird am stärksten unter der aktuellen Entwicklung leiden und im Laufe der zweiten Jahreshälfte 2009 stark unter Druck geraten. Dann nämlich hat die Industrie die aktuell noch vorhandenen Auftragsbestände abgearbeitet. Die aus den Konjunkturprogrammen resultierenden Maßnahmen werden sich im Wirtschaftsbau kaum positiv bemerkbar machen. Den öffentlichen Bau dagegen werden sie stärken, wobei dieses Wachstum den übergreifenden Rückwärtstrend nicht ausgleichen kann. Daher wird trotz der stützenden Maßnahmen der gesamte Nichtwohnungsbau in den nächsten Jahren stark zurückgehen.
Der gewerbliche Wohnungsbau wird sich von seiner Krise relativ schnell wieder erholen und kann eventuell bereits 2010 bzw. 2011 ein kleines Wachstum verzeichnen. Steigende Mieten und eine wachsende Wohnungsnachfrage in Ballungsgebieten locken Investoren an. Der private Wohnungsbau ist bereits in den vergangenen Jahren auf einem sehr niedrigen Niveau angekommen. Hier sieht die Studie von OC&C die Talsohle weitgehend erreicht. Die Berater gehen von einer mittelfristigen Stabilisierung in diesem Sektor aus.
Der Wohnungsbau in Ostdeutschland hat stärker mit den aktuellen Entwicklungen zu kämpfen als der im Westen. Dabei machen sich insbesondere zwei Faktoren bemerkbar: Zum einen senkt die weiter anhaltende Bevölkerungsmigration von Ost nach West den generellen Wohnungsbedarf. Zum zweiten ist die Renovierungsnachfrage in Ostdeutschland niedrig, weil die genutzten Gebäude überwiegend erst in den letzten 15 Jahren kernsaniert wurden. OC&C erwartet in diesem Jahr für die ostdeutsche Bauindustrie in allen Segmenten einen Rückgang. Erholt sich die Gesamtwirtschaft rasch von der Krise, ist mit einer Stabilisierung des Marktes bis 2011 zu rechnen.
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