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Vor 150 Jahren wurde der erste Hoffmann’sche Ringofen gezündet

Friedrich Hoffmann hatte 1858 das Patent für die „Erfindung eines ringförmigen Ofen zum ununterbrochenen Betriebes beim Brenn aller Arten von Ziegeln und Tonwaren, Kalk, Gips und dgl.“ in Österreich und Preußen erfolgreich angemeldet. Am 3. November 1859 war es so weit: Der erste Hoffmann’sche Ringofen ging in Scholwin (heute Skolwin) in der Nähe von Stettin ans „Netz“ – damit begann der Siegeszug des Ringofens.

Mit finanzieller Beteiligung von Hoffmann bot sich sein Freund, der Ziegeleibesitzer Krüger, an, auf seiner vorhandenen Gutsziegelei diesen Ofen zu errichten und zu erproben. Der Standort hatte nicht nur den Vorteil der vorhandenen Lagerstätte, sondern auch der Nutzung bereits vorhandener Einrichtungen. Der Ton, noch per Hand mit Spaten abgebaut, war bereits vorgemischt und hatte auf flacher Halde überwintert. Der Tontransport erfolgte mittels kleiner Pferdebahn zur Ziegelei. Vom so genannten Tonboden erfolgte manuell mittels Schaufel die Beschickung eines Tonschneiders mit nachfolgender Formgebungsmaschine, die mit einer kleinen Dampfmaschine angetrieben wurde. Der Formlingstransport in die um den Ofen gebaute Trocknung erfolgte gleisgebunden über einen Gleisring mit Drehscheiben und zum Ofen hin. Die technischen Daten des Ringofens von Scholwin sind in »3 aufgeführt.

Der exakt dokumentierte Versuchsbrand fand in der Zeit vom 3. bis 22. November 1859 statt und bestätigte eindeutig das neue vorteilhafte Verfahrensprinzip. Natürlich gab es viele Anfangsschwierigkeiten und Umstände, die man unbeachtet ließ oder klären musste. Zum Beispiel bewirkte die unmittelbare Nähe zur Oder Ofensohlprobleme hinsichtlich der Feuchtigkeit, zumal bereits bei den Gründungsarbeiten Schwierigkeiten durch starken Wasserzufluss und Schwemmsand zu verzeichnen waren. Der nicht ausgetrocknete Ringofen und nasse Rohlinge wirkten sich teilweise zwar ungünstig auf die Ergebnisse aus, trotzdem war es ein durchschlagender Erfolg. Es wurden Hartbrandziegel und Klinker mit den Maßen 240 x 120 x 55 mm hergestellt und das mit einer 60- bis 70%igen Brennstoffeinsparnis. Das kontinuierliche Brennverfahren und die Befeuerung von oben durch die Schürlöcher ermöglichten die Steigerung der Brenn- und Abkühlgeschwindigkeit und damit eine bedeutende Leistungssteigerung. Friedrich Hoffmann berichtete auf seiner Gründungsversammlung des „Deutschen Vereins zur Fabrication von Ziegeln, Tohnwaaren …“ am 12. Januar 1865: „Der erste Ringofen ist 1859 fertig geworden; 1860 wurden noch zwei, im Jahre 1861 dergleichen drei neue gebaut … Zum Schlusse des Jahres 1863 waren bereits 25 und zurzeit mögen gegen 50 Ringofenanlagen theils fertig, theils im Betrieb sein. …All unsere Arbeiten sind aber  noch immer als im Beginn anzusehen, und es sind weniger technische Schwierigkeiten, als zufällige locale oder persönliche Verhältnisse mit denen zu kämpfen gewesen ist. Man muss bedenken, dass das Neue sich überall erst Bahn brechen, richtig verstanden und richtig gehandhabt werden muss …“ 1870 standen schon 639 Ringöfen weltweit unter Feuer – der Siegeszug nahm über 100 Jahre seinen Lauf.


Dr.-Ing. Lothar Schyia

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