Fünfter ABC-Architektentag 2012
Im historischen Ambiente der Klosteranlage Gravenhorst bei Ibbenbüren veranstaltete die ABC-Klinkergruppe am 7. März ihren fünften ABC-Architektentag. Hermann Berentelg, geschäftsführender Gesellschafter der ABC-Klinkergruppe, konnte 220 Architekten begrüßen und wies auf den Bedarf von 400 000 Mietwohnungen hin, die laut neuester Gutachten in den nächsten Jahren mindestens gebraucht werden. Moderiert wurde die Veranstaltung von Andreas Krys vom Büro Bleckmann und Krys aus Münster.
Bernhard Schemmer, Mitglied des Nordrhein-Westfälischen Landtages und Sprecher der CDU-Fraktion im Landtagsausschuss für Bauen, Wohnen und Verkehr, stellte die große gesellschaftliche Verantwortung und gesellschaftliche Wirkung der Architektur heraus.
Mit Prof. Johannes Kister vom Büro Kister Scheithauer Gross, Architekten und Stadtplaner GmbH, Köln, und Stefan Forster vom Büro Stefan Forster Architekten, Frankfurt am Main, referierten zwei Architekten mit klaren Arbeitsschwerpunkten.
Mit dem Erweiterungsbau für das Deutsche Zentrum der Luft- und Raumfahrt in Bremen zeigte Prof. Johannes Kister, wie aus der Zusammenarbeit von Architekt und Ziegelunternehmen innovative Produkte entstehen. Am Standort Bremen war für den 2011 fertig gestellten Neubau eine Ziegelarchitektur gefordert. Nach Ansicht des Architekten musste die Fassade eine ideelle Verbindung zwischen dem Baustoff Ziegel und dem Weltraum als Funktionsort der Einrichtung herstellen. Die Corporate Identity der DLR sollte sofort ersichtlich sein. Assoziativer Ausgangspunkt für Prof. Johannes Kister war der Spaceshuttle mit seinem keramischen Hitzeschutzschild. Für die Außenfassade wurden deshalb nach seinen Vorstellungen keramische Kacheln entwickelt, die wie die Außenhaut des Spaceshuttles wirken. Das Projekt „Schwerelosigkeit“ begann und bedeutete eine intensive zweijährige Entwicklungszeit.
Stefan Forster stellte zahlreiche Wohnungsbauprojekte aus seinem Portofolio vor, die er unter das Thema von öffentlichen Raum und Privatheit stellte. Leidenschaftlich setzte er sich für die Qualität des Wohnens ein und kritisierte, dass es in der Architektur vielfach nur noch um Branding gehe und der gelebte Wohnalltag dazu meist in einem starken Kontrast steht. Er setzt auf den Bezug zur traditionellen Architektur, zu Vertrautheit und Rückkopplung. Unter der Thematik von Öffentlichkeit und Privatheit widmete er sich insbesondere der Fassadenprofilierung, wie Tiefe in der Fassade erzeugt werden kann, was Lichtspiel auf der Fassade bewirkt. Stefan Forster plädierte entschieden für Loggien anstelle von Balkonen. Loggien schaffen seiner Meinung nach die gewünschte Privatheit und damit Distanz zur Öffentlichkeit und sind für ihn zum unabdingbaren „Must have“ geworden.