Sonderanfertigung von 48.000 Ziegeln zur Umdeckung der Geria­tri­schen Reha-Klinik

Handstrichbiber von Jacobi krönen historisches Spitalgebäude

Erfahrung und Kompetenz in der Zusammenarbeit mit der Denkmal­pflege sowie Bereitschaft zu objektbezogenen Problemlösungen be­wies einmal mehr die Jacobi-Firmengruppe GmbH, Bilshausen/Lan­gen­zenn: Für die Dachsanierung eines historischen Gebäudes der Würzburger Stiftung Bürgerspital zum Heiligen Geist  lieferte der Dachziegelproduzent  48.000 Biberschwanzziegel „handstrich ge­flammt“ als Sonderanfertigung. Diese spezielle Oberflächenoptik fand nicht nur die Zustimmung des Bauherrn. „Uneingeschränkt positiv“ äußerte sich auch die zuständige Denkmalbehörde in Würzburg. Sie bezeichnete den Handstrichbiber „als ein Stück Fortschritt“ im Denk­malschutz zur Gewährleistung der Authentizität jahrhundertealter Ziegeldächer. Zu Recht. Denn direkt nach Abschluss der Dachsa­nierung fügt sich die neue Biberdeckung harmonisch in die dicht gedrängte, vielgestaltige Dachlandschaft ein.

Als vordringliche soziale Aufgabe der 1316 gegründeten Stiftung be­zeichnet der Leitende Direktor Dr. Michael Rückert die Arbeit im Seniorenbereich. Betrieben werden fünf Seniorenpflegeheime, drei Se­niorenwohnstifte mit Zielsetzung Betreutes Wohnen sowie die Geria­trische Reha-Klinik. Insgesamt werden 850 Patienten und Bewohner in den verschiedenen Häusern betreut. Ferner gehören zur Stiftung zahlreiche Liegenschaften und ein Weingut.

Eindrucksvoller Teil des Bürgerspitals im Zentrum der Stadt ist der sogenannte Rote Bau, ein barocker Flügelbau mit mächtigem Man­sard- und Oberdach, seit 1994 Standort der Reha-Klinik. Bedingt durch Kriegswirren brannten die Spitalgebäude im März 1945 bis auf die Grundmauern aus. In den Jahren 1947-51 erfolgte abschnitts­weise der Wiederaubau. Doch mit den Jahrzehnten forderten Wit­te­rungseinflüsse und der Zahn der Zeit ihren Tribut. Vor allem die Dä­cher der heutigen Reha-Klinik waren undicht und durch Regeneintrag feucht. Die größten Schäden wiesen die 40 Dachgauben im Bereich der Fußhölzer auf, da früher Dachgaubenwangen meist nicht einge­blecht wurden. Nur der Dachstuhl als solcher war noch intakt. Die Entscheidung zur Generalsanierung des Daches und zur Teilherrich­tung der Fassade fiel im Herbst 2005.

Ursprünglich hatte das Dach eine Deckung aus naturroter Biberdop­pel­deckung. Nach Vorgaben der Denkmalbehörde sollten für die Neu­eindeckung zwar gleichfalls Biber eingesetzt werden – allerdings mit einer antik wirkenden, handgestrichenen Oberfläche. Recherchen auf dem Markt führten zur Jacobi-Firmengruppe, die geflammte Biber pro­duziert, aber keine handgestrichenen. Verantwortung für den Denk­malschutz gaben den Ausschlag, dass Firmenchef Klaus Jacobi im niedersächsischen Biberwerk Duderstadt Probebiber mit der gefor­derten Optik anfertigen ließ. Mit spezieller Technik und manuellem Farbauftrag entstanden die Musterbiber „handstrich geflammt“, die sofort auf Zustimmung stießen. So konnte die Sonderproduktion von 48.000 Bibern mit acht Rillen in der Oberfläche hergestellt, ge­brannt und auf den Weg an den Main gebracht werden.

Gleichwohl - vor Beginn der Dachsanierung war in der Stiftungsver­waltung ein logistisches Problem zu lösen. Denn die Spitalgebäude sind allseitig von Straßen umschlossen und nur durch eine schmale Durchfahrt mit dem Straßenbereich verbunden. Der Innenhof vor dem Klinik-Gebäude, der zudem von Café- und Restaurant­besu­chern ge­nutzt wird, erwies sich als zu klein für die notwendigen Be­we­gungen auf der Baustelle. Die zündende Idee hatte Hochbautech­ni­ker Volker Leukert, der für die komplette Baumaßnahme verant­wort­lich war: Ein großer Autokran „draußen“ auf der Straße hob den normalen Baukran in einer nächtlichen Aktion über die Dächer der Häuserzeile und plat­zierte ihn direkt in den Innenhof. Der Rückweg erfolgte auf gleiche Weise.

Mit der Dachsanierung beauftragt wurde das traditionsreiche heimi­sche Familienunternehmen Igersheim-Heller GmbH. Nach dem Ge­rüstaufbau wurde zunächst abschnittsweise die alte Dachhaut abge­tragen. Unmittelbar danach erfolgte das Aufbringen von Unterspann­bahn und Lattung sowie das Eindecken der Biber. „Was morgens ab­gedeckt wurde, musste abends wieder dicht sein. Denn direkt unter dem Dach liegen Patientenzimmer“, betont Volker Leukert. Eine Wär­meisolierung entfiel, da mit Inbetriebnahme der Reha-Klinik das Dach ausgebaut und fachgerecht wärmeisoliert wurde. Ein Problem lag in der Einbindung der 40, nur 12° geneigten Schleppgaubendächer, die wie Aufschieblinge aus dem Oberdach heraus wirken. Durch den jetzt höheren Dachaufbau – der alte hatte weder Unterspannbahn noch Konterlattung – war bei der Neueindeckung sorgfältige Anpassungs­arbeit zu leisten. Gemäß Auflagen der Denkmalpflege mussten Firste und Grate vermörtelt werden. Entsprechend wurden 250 Lüftungszie­gel zur ausreichenden Hinterlüftung der Dachkonstruktion eingedeckt. Die Biber an der Mansarde sind geklammert. Alle Blechteile am Dach - wie Dachrinnen, Kehlbleche, Schneefanggitter etc. - wurden in Kupfer ausgeführt. Die Anordnung der zahlreichen Ablüftungen der  Badezimmer im Dachausbau erfolgte nicht in der Schaufassade, sondern auf der Dachaußenseite.

Bauherr wie Denkmalschutz sind stolz auf die erfolgreiche Sanierung. Obwohl das neue Dach des Klinik-Gebäudes den Stiftungskomplex dominiert, fügt es sich mit der antik wirkenden Oberfläche dennoch  harmonisch in die umgebende Dachlandschaft ein. Eine mit Jacobi-Bibern gelun­gene Denkmalschutz-Aufgabe..

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